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date: 2017-04-12 00:00:00
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tags: Aufsatz
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title: Herausforderungen der Technikphilosophie
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teaser:
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<p>Eines der wichtigsten Merkmale unserer Zeit ist die Technisierung vieler Bereiche unseres
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alltäglichen Lebens. „Das technische Zeitalter“ kann man über unsere Tage sagen hören.
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Doch, was jene Technisierung kennzeichnet, ist nicht so sehr die Technik selbst, sondern
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die rasche Entwicklung derjenigen. Als solche ist die Technik nichts Neues, wenn auch
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die Technik des letzten Jahrhunderts ganz anderer Art, als das, was man vorher kannte.
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Es gibt sie dennoch mehr als hundert Jahre, vielleicht gab es sie schon immer. Vielleicht
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ist die Fähigkeit aus der Natur Erkenntnisse zu gewinnen und dann anhand derer etwas
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zu erfinden, etwas was einen Menschen eigentlich ausmacht.</p>
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<p>Wenn man über das technische Zeitalter spricht, ist diese Aussage nicht unbedingt
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wertneutral. Der zügellose technische Fortschritt hatte zur Folge, dass er viel
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Aufmerksamkeit in der Gesellschaft auf sich gelenkt hat, worüber man sich auch kaum wundern
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kann, weil wir heute in so vielerlei Hinsicht auf die Technik angewiesen sind.</p>
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<p>Desto interessanter wird es, über die Technik und Technisierung nachzudenken. Was
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ist sie nun? Ist sie etwas Gutes, was uns weiterbringt und uns mehr Macht über die
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Natur beschert? Ist sie etwas Schlechtes, was den Menschen jeden Tag immer mehr von
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ihr abhängig und hilfslos macht?</p>
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Eines der wichtigsten Merkmale unserer Zeit ist die Technisierung vieler Bereiche unseres alltäglichen
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Lebens. „Das technische Zeitalter“ kann man über unsere Tage sagen hören. Doch, was jene
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Technisierung kennzeichnet, ist nicht so sehr die Technik selbst, sondern die rasche Entwicklung
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derjenigen. Als solche ist die Technik nichts Neues, wenn auch die Technik des letzten Jahrhunderts
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ganz anderer Art, als das, was man vorher kannte. Es gibt sie dennoch mehr als hundert Jahre, vielleicht
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gab es sie schon immer. Vielleicht ist die Fähigkeit aus der Natur Erkenntnisse zu gewinnen und dann
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anhand derer etwas zu erfinden, etwas was einen Menschen eigentlich ausmacht.
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Wenn man über das technische Zeitalter spricht, ist diese Aussage nicht unbedingt wertneutral.
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Der zügellose technische Fortschritt hatte zur Folge, dass er viel Aufmerksamkeit in der Gesellschaft
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auf sich gelenkt hat, worüber man sich auch kaum wundern kann, weil wir heute in so vielerlei Hinsicht
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auf die Technik angewiesen sind.
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Desto interessanter wird es, über die Technik und Technisierung nachzudenken. Was ist sie nun?
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Ist sie etwas Gutes, was uns weiterbringt und uns mehr Macht über die Natur beschert? Ist sie
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etwas Schlechtes, was den Menschen jeden Tag immer mehr von ihr abhängig und hilfslos macht?
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Ich habe vorher schon angedeutet, dass die Technik auch als etwas genuin Menschliches verstanden
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werden kann. Dann wäre die Frage nach der Technik einer ganz anderen Dimension zuzuordnen. Es
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wäre kein bloß moralisches Problem, also ob die Technik gut oder schlecht an sich sein kann, zu welchen
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Zwecken sie eingesetzt werden darf und ob jeder Zweck das Mittel rechtfertigt; keine Frage der
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politischen Zugehörigkeit oder der persönlichen Einstellung, ob man bestimmte Technologien
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befürwortet oder nicht und ob man an den hellen Morgen glaubt oder eher diesbezüglich pessimistisch
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ist. Es wäre vielmehr eine philosophische Fragestellung, weil es vor allem die Philosophie ist, die
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nach der Washeit der Dinge und der Möglichkeitsbedingungen fragt: Was ist der Mensch? Was macht einen
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Menschen aus? Was ist und warum eigentlich Technik, was macht sie möglich?
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Die philosophische Natur ist auch aus einer anderen Überlegung einsehbar. Und zwar sind viele Fragen,
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die mit der Technik verbunden sind, gar nicht durch das technische Denken selbst beantwortbar, sondern
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bedürfen einer Reflexion, die über das Technische hinausgeht. Selbst wenn jemand behaupten würde, dass die
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Technik nur aus sich heraus erklärt werden könne und müsse und keine weitere Rechtfertigung oder Würdigung
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nötig habe, wäre das eine Behautpung, die die Grenzen des Technischen überschreitet.
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Im Folgenden will ich andeuten, welche Fragestellungen und Probleme das Eintreten des Technischen in unser Leben
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mit sich bringt. Mir geht es nicht darum, die Antworten auf bestimmte Fragen zu geben, sondern auf die
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Spannungsfelder zu verweisen, die sich eröffnen, wenn man über das Technische nachdenkt, und so zu zeigen, dass es
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sich dabei eigentlich um Philosophie handelt.
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\section{Kunst oder Mittel zum Zweck}
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Zunächst stellt sich die Frage nach dem Wesen und dem Ursprung des Technischen. Unter Technik verstehen
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wir bestimmte Arten von Menschenwerk, aber was lässt sich über den Status dieses Werks sagen? Hier gibt es
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zwei entgegengesetzte Extreme: Man kann die Technik als die Folge des menschlichen zweckrationalen Handelns
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, das heißt als Mittel zu einem bestimmten Zweck, oder als ein Kunstwerk verstehen. Das Verständnis von
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Technik würde sich dann aus dem zweckrationalen Handeln und der schöpferischen Kraft zusammensetzen, wobei man deren Rolle
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unterschiedlich gewichten kann.
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Was kann der Zweck der Technik sein? Wenn man einen möglichst allgemeinen Zweck nennen will, der auf möglichst viele
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oder im besten Fall auf alle technischen Erfindungen zutrifft, dann würde ich das Bezwingen der Natur vorschlagen.
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Die Technik kam in die Welt, um die Bürde der Arbeit leichter zu machen. Man kann vieles schneller und
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qualitativ besser erledigen, wenn man passende Instrumente zur Hand hat. Es ging natürlich viel weiter, als nur
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eigenes Überleben auf diese Weise zu sichern. Hier tritt der Begriff Luxus in Erscheinung: Man produziert
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Gegenstände, die nicht unmittelbar notwendig sind. Es geht dann so weit, dass man im Zusammenhang mit der
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Marktwirtschaft vom Produzieren der Bedürfnisse spricht.
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Kunst kann man in einer gewissen Hinsicht der Zweckrationalität entgegenstellen. So spricht Kant von
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ästhetischen Urteilen als dem Wohlgefallen ohne alles Interesse\autocite[Vgl.][49]{kant:ku}:
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„Wir können aber diesen Satz, der von vorzüglicher Erheblichkeit ist, nicht besser erläutern,
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als wenn wir dem reinen uninteressierten Wohlgefallen im
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Geschmacksurteile dasjenige, was mit Interesse verbunden ist, entgegensetzen [\dots]“\autocite[50]{kant:ku}.
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Bei der Einführung der Technik spricht man oft von einer technischen \textit{Erfindung}. Nun, wenn man
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nicht gerade ein ideales Reich der Ideen, wo alle technischen Erfindungen bereits realisiert sind,
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annimmt\autocite[Vgl.][59f]{ropohl:aufklaerung}, enthält die Technik eine künstliche Dimension, in der
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die schöpferische Kraft des Menschen etwas Neues erfindet.
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Nun es hat Konsequenzen, ob man die Technik mehr als Mittel zum Zweck oder Kunst versteht. Das Erfinden ist
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meines Erachtens ein wichtiger Bestandteil dessen, was die menschliche Freiheit konstituiert, und man versucht
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diesen Bereich heute möglichst wenig zu zensieren, sondern es dem Menschen zu überlassen, sich auf seine
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eigene Weise auszudrücken. Aber \textit{darf} man auch im technischen Sinne alles erfinden, was man erfinden
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\textit{kann}?
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\section{Erhöhung der Lebensqualität oder Zerstörung}
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Ein Leben ohne technische Geräte im Haushalt ist kaum vorstellbar. Elektrische Geräte, Wasserversorgung,
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Computer, Telefone gehören zum Alltag. Selbst die allgemeine Zugänglichkeit der Gegenstände, die wir
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normalerweise nicht als Technik bezeichnen würden, wie zum Beispiel Bücher, verdanken wir dem heutigen
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Stand der Technik. Nicht anders ist es im beruflichen Umfeld. Auch die moderne Wissenschaft und Forschung
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sind von Teilchenbeschleunigern und Supercomputern abhängig.
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Technische Erfindungen bringen uns Komfort, erhöhen unsere Leistung, ermöglichen neue Arten von
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Kommunikation. Das hat allerdings auch eine andere Seite. Die Möglichkeiten, die die moderne Entwicklung
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mit sich bringt, birgt viele Gefahren und versetzt wohl viele Menschen in Schrecken, was aus der
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zahlreichen Kritik an der Technik zu sehen ist. Man denke nur an den Kalten Krieg oder an die
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Atomkatastrophen der letzten Jahrzehnte: Tschernobyl und Fukushima, die zu vielen Protesten gegen die
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Verwendung von Atomenergie geführt haben. Hans Blumenberg spricht in diesem Zusammenhang sogar von der
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„Dämonie der Technik“\autocite[Vgl.][11]{blumenberg:schriften-technik}.
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Andererseits, wenn man die Entwicklung der Energie verfolgt, so führen Streike und Proteste in der
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Gesellschaft nicht zu einem Rückschritt, nicht zur Abweisung der Atomenergie, sondern zur Suche nach
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alternativen Lösungen. Man forscht weiter und schaut, ob man andere Energiequellen finden kann, die
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die vorhandenen zumindest teilweise ersetzen können, ohne an Leistung zu verlieren. Das heißt, man sehnt
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sich nicht nach der „Rückkehr zu Natur“, sondern man sucht
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nach \textit{technischen} Lösungen für die \textit{technischen} Probleme. Das kann zu einem Zirkel führen,
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aus dem man vielleicht nicht rauskommen kann: Die vorhandene Technik motiviert zu Entwicklung anderer
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Alternativen, die mit der Zeit wiederum Schwächen aufweisen, die wieder technisch ausgeglichen werden müssen
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und so weiter. Ich denke, man hofft irgendwann ans Ende zu kommen und eine perfekte Lösung zu finden, die keine
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beweinenswerten „Nebeneffekte“ hat. Die Frage, die der Mensch sich heute zu stellen hat, ist
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natürlich: Wird es denn irgendwann so sein? Oder ist es nur ein Selbstbetrug und eitle Hoffnung?
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Die Antwort, die jeder Mensch auf diese Frage gibt, ist von entscheidender Bedeutung für das Verhältnis des
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Menschen zur Natur. Und die Frage selbst ist kaum eine wissenschaftliche Frage, sondern
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vielmehr eine ethische und philosophische.
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Interessant ist, welche radikale Stellung Günter Ropohl nimmt. Er schreibt über ein anderes modernes Problem,
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das in dem Verhältnis des Menschen und der Technik und Natur ihren Ursprung hat: das ökologische Problem.
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Er sieht die Lösung, wie ich oben beschrieben habe, in der weiteren technischen Entwicklung, die nicht nur
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zu einer Ausbeutung der Natur für die Menschenzwecke führt, sondern die Natur unter Schutz mit Hilfe der Technik
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nimmt, ganz in dem Sinne des Gartens Eden, den der erste Mensch zu pflegen und zu schützen gehabt habe, und
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schreibt Folgendes:
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\begin{quote}
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Wenn die Gattung Mensch die nunmehr gebotene ökotechnologische Wende nicht vollzieht, wird sie gemäß
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ökologischen Prinzipien über kurz oder lang eliminiert werden; dann und nur dann wird es wieder Natur geben.
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Wenn jedoch die Menschen die Hege und Pflege des irdischen Ökosystems mit der erforderlichen Konsequenz
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vervollkommen, so bedeutet dies nicht mehr und nicht weniger als das Ende der Natur.\autocite[71]{ropohl:aufklaerung}
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\end{quote}
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\section{Befreieung oder Versklavung}
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Der Satz im vorherigen Abschnitt, dass die Technik die Entwicklung weiterer Technik
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\textit{motivieren} kann, hat eine interessante Struktur. Die Technik wird hier \textit{personifiziert},
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einem unbelebten Gegenstand, einer unbelebten Struktur wird aktives Handeln zugeschrieben. Kann ein Messer
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oder ein Handy handeln? Aber das ist eben das, was wir in der letzten Zeit beobachten. Die Technik hat
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eine gewisse Autonomie, Eigentendenz.
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Die Technik hat schon im Laufe ihrer gesamten Geschichte geholfen, den Menschen von schwerer Arbeit zu
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befreien, dem Menschen ein würdiges Dasein zu gewährleisten. Die Folgen davon kann man in heutiger Zeit
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gut beobachten. In den entwickelten Ländern müssen relativ wenige Mensche schwere Arbeiten ausführen, vieles
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kann von Maschinen teilweise oder vollständig übernommen werden. Und selbst, wenn die Maschine von mehreren
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Menschen gesteuert werden muss, ist eine ganze andere Art der Arbeit, als die Tätigkeit selbst auszuführen.
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Kann man das aber nicht so hinstellen, dass während der Mensch von schwerer Arbeit befreit wird, er von
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seinem Befreier abhängig wird? Und das ist nicht nur in dem Sinne, dass wir Instrumente verwenden, die
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unser Leben erleichtern, dass wir gewissermaßen unserer Freiheit beraubt werden. Moderne Gesellschaft kennt
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neue Arten von Sucht, wie zum Beispiel Spielsucht. Man hört Beschwerden über die jungen Leute, die die
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ganze Zeit nur in ihr Handy starren, und keinerlei „reale“ Kontakte mehr haben (wobei ich
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mich einer Meinung enthalten möchte, ob solche Beschwerden gerechtfertigt sind). Aber selbst,
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wenn man von der individuellen Ebene absieht, schreibt Hans Blumenberg über „eine spezifische
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Eigengesetzlichkeit“ eines Machtmittels wie Atomkraft\autocite[Vgl.][13]{blumenberg:schriften-technik}:
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„So wie das technische Gebrauchsprodukt Bedarf zu erzeugen vermag, so schafft das technische Machtmittel
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mit eigenartiger Automatie auslösende Situationen.“\autocite[13]{blumenberg:schriften-technik}
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Hier stellt sich die Frage, ob ein Messer tatsächlich einen neutralen ethischen Wert hat, und es nur auf den
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Menschen ankommt der ihn verwendet, ob er damit nur das Brot schneidet oder noch für andere Zwecke einsetzt,
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oder ob ein Messer einen immanenten Wert hat, der zu dessen Benutzung nicht nur für gute Zwecke
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herausfordert.
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\section{Gleichheit oder Zerspaltung}
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Ein weiteres von der Technik verfolgtes Ziel ist, die Kluft zwischen sozialen Schichten der
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Gesellschaft geringer zu machen. Technische Mittel ermöglichen es, verschiedene Artefakte für
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alle Menschen zugänglich zu machen. Zum Beispiel der Buchdruck hat dazu geführt, dass die
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Produktionskosten von Büchern stark gesunken sind, und viel mehr Menschen sich den Kauf von
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Büchern erlauben konnten.
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Das Beispiel der Bücher ist auch geeignet, wenn man die Bücher als Informationsquelle
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betrachtet und zur heutigen digitalen Informationsvermittlung kommt.
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Man könnte denken, dass, wenn die Mehrheit der Bevölkerung einen Internetzugang
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und einen Computer hat, es allen den gleichen Zugang zu den Informationen automatisch
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ermöglichen würde.
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Dem kann man entgegenbringen, dass die Quantität noch nichts über die Qualität sagt, denn
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ein Internetzugang noch nichts darüber sagt, wie er genutzt wird. Da die Nutzung der digitalen
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Medien immer mehr an Bedeutung gewinnt, zum Beispiel, in der Schule und am Arbeitsplatz, kommt
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es dazu, dass einige gesellschaftliche Gruppen noch weiter voran kommen, weil sie mit entsprechenden
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technischen Mitteln umgehen können, die anderen darauf nicht zugreifen. So wird die Kluft nicht kleiner,
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sondern im Gegensatz größer. Dieses Phänomen ist keine Spekulation, sondern wurde durch Studien
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bereits vor etwa 20 Jahren entdeckt und immer wieder bestätigt. Es hat den Namen „digitale
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Spaltung“ (Digital divide) bekommen.\autocite[Vgl.][206--221]{filipovic:ungleichheit}
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\section{Schlussbemerkung}
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Mit diesen wenigen Beispielen habe ich zu zeigen versucht, dass die technische Entwicklung unserer Zeit sehr
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schwer nur mit einem „Gut“ oder „Schlecht“ bewertet werden kann. Es stehen immer komplexe
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Fragen im Hintergrund, die zwei Seiten haben und wo die goldne Mitte nicht unbedingt einfach zu finden
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ist.
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Viele Probleme, die direkt oder nur indirekt von der Wissenschaft und Technik verursacht wurden, sind
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gar keine wissenschaftliche und noch weniger technische Fragen, sondern sie berühren solche Bereiche wie
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die der Ethik, der Verantwortung und des menschlichen Selbstverständnisses. Sie haben auch eher wenig
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Bedeutung für die Wissenschaft oder Technik, dafür aber für die menschliche Existenz, sowohl auf der
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individuellen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene.
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Das ist der Grund, warum ich denke, dass eine philosophische Reflexion im Bereich der Technik unentbehrlich
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ist. Ich denke, es ist verantwortungslos, alles dem natürlichen Lauf der Dinge zu überlassen, ohne sich
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zumindest zu fragen, warum es so geschieht, welche Konsequenzen es haben kann und ob man in einer
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bestimmten Lage etwas unternehmen soll oder kann. Wieder wäre es äußerst wichtig, dass eine solche philosophische
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Reflexion die moderne Entwicklung nicht bloß dämonisiert oder glorifiziert, sondern möglichst gerecht
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und ausgeglichen verläuft, weil sie nur so ernst genommen werden kann, was nicht zu vernachlässigen ist, wenn
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die Technikkritik nicht in der Luft hängen oder nur deskriptiv bleiben will, sondern auch etwas aktiv
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für die Zukunft bewirken will.
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\begin{quote}
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So wäre es eine wichtige Aufgabe für eine Philosophie der Technik an Schule und Hochschule, den zukünftigen
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Ingenieuren und Technikern zeigen zu können, wie Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Praxis
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zusammenhängen, welche Rolle die Arbeit, die Praxis, die gestaltete Technik, die Muße und die Kunst bei
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der Konstitution unseres Selbstverständnisses spielen.\autocite[105]{kornwachs:technik}
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\end{quote}
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